29. - 31. Juli Skagway

Allgemeine Informationen:

"Die ehemalige Goldgräberstadt Skagway, die heute weniger als 1000 Einwohner zählt, liegt am Lynn Canal
Der Chilkoot Pass ist ein 1.067 m hoher Gebirgspass in den Boundary Ranges der Coast Mountains an der Grenze zwischen Alaska und dem kanadischen British Columbia und ist Teil des Klondike Gold Rush National Historical Parks. Der Trail über den Chilkoot Pass war schon vor der Besiedlung durch Weiße ein Handelsweg der Athapaska- und Na-Dené-Indianer, die hier über Jahrhunderte mit Meeresprodukten und Pelzen Handel trieben. „Chilkoot“ ist eine Abwandlung von „Chilkat“, dem Namen einer Gruppe der Tlingit. Während des Klondike-Goldrauschs Ende des 19. Jahrhunderts mussten die Goldsucher, von der an der Inside Passage gelegenen Hafenstadt Skagway kommend, entweder den White oder den Chilkoot Pass überqueren, um vom Lake Bennett aus dann mit Booten auf dem Yukon River weiterreisen zu können. Der Aufstieg zum Pass beginnt in Dyea, 12 km westlich von Skagway, und endet nach 53 km in Bennett am Lake Bennett.Um eine Tageswanderung zu unternehmen, benötigen Sie keinen Permit. Dieser wird nur benötigt, wenn Sie auf dem Chilkoot Trail übernachten möchten (mehrtägiger Aufenthalt)

White Pass, Yukon Railroad & Lake Bennet Adventure:

Diese Zugfahrt gilt als die schönste ganz Nordamerikas. Die historische Route wurde zwischen 1898 und 1900 erbaut und auch unter dem Namen ‘The Railway Built on Gold’ bekannt. Der Klondike Gold-Rausch ist dafür verantwortlich, dass die Strecke errichtet wurde. Die Fahrt beginnt in Skagway. Der Zug erklimmt langsam aber sicher den hohen White Pass von Skagway nach Carcross. Wundervolle Landschaften ziehen langsam an den Fenster vorüber, bestehend aus hohen Klippen, tiefen Schluchten und donnernden Wasserfällen. In diesem Gebiet waren einst unzählige Goldsucher zu Fuß unterwegs über die Berge auf der Suche nach ihrem Glück, das für die meisten lediglich einen langen Weg der Entbehrungen bereit hielt. Die Zugfahrt dauert 3,5 Stunden. Dann folgen 2 Stunden Aufenthalt am Lake Bennett mit warmem Mittagessen.  Anschließend kann die historische Goldrauschstätte erkundet werden. Dauer insgesamt ca. 9 Stunden, Start täglich (außer samstags) um 7.45 Uhr morgens."

Manfreds Bericht:
Montag 30.7.2012


Chilkoot Trail

Jetzt ist es soweit ein weiteres unserer Ziele ist zu erreichen. Wir starten halbweges früh mit dem Wagen nach Deja, wo der Trailhaed zum Chilkoot ist. Um 7:20 gehen wir los, und es geht gleich mal kräftig bergauf aber nur, um dann gleich wieder hinunter zum Fluss zu gehen. Das Wetter kann man als ideales Wanderwetter bezeichnen. Anhand der Karte am Trailhead - die wir vorsichtshalber fotografieren - rechnen wir uns aus, dass wir ca. bis zum Sheep Camp kommen müssten. Wir hoffen, dass wir von dort zumindest einen Blick auf den berüchtigten Pass werfen können.

Dem Hügel, den wir überwunden haben, folgt eine lange Ebene Strecke bis zum "Finnegans Piont" - bis dorthin sind es ca. 4,9 Meilen. Man geht über rauschende Flüsse. Oft ist links und rechts Wasser, was sich wieder mit sumpfartigen Lanschaften - die nur über Stege begehbar sind - abwechselt. Teilweise ideales Gebiet für Biber! Es zeigen sich allerdings keine. Nach 2 Stunden sind wir am "Finnegans Point", wo eine kleine Unterkunft für Wanderer eingerichtet ist.

Weiter führt der Weg nach "Canyon City", das wir nach insgesamt 7,8 Meilen erreichen. Nachdem es hier laufend bergauf geht und leider auch wieder hinunter - weil mehrere Seitenschluchten überwunden werden müssen - werden wir etwas langsamer und sind jetzt ca. 4,5 Stunden unterwegs. Wir haben jetzt laufend einen Gebirgsfluss auf unserer linken Seite, der manchmal tief unter uns und dann wieder auf gleicher Höhe verläuft. Der Weg ist hier sehr eng und es geht wirklich über Stock und Stein. Es gibt keine Markierungen aber auch keinerlei Abzweigungen, daher ist der Weg nicht zu verfehlen. Alle paar Kilometer finden wir höchstens eine Entfernungsangabe zum nächsten Ziel. Dazwischen sieht man immer wieder rostige Überbleibsel aus der Gold Rush Zeit, die ihren Besitzern zu schwer geworden sind.

Da wir weiterkommen wollen, halten wir uns nicht lange auf. Jetzt beginnt der Teil, wo wirklich Höhenmeter gemacht werden. Es geht jetzt wesentlich mehr bergauf als bergab, und wir werden noch etwas langsamer. Es geht nach "Pleasant Camp", das ca. 10,5 Meilen vom Trailhead entfernt ist. Es heißt so, weil ein schwieriger Teil überwunden wurde und dort ein idealer Lagerplatz war (Fluss gleich daneben und Wald (Holz) und ebener Lagerplatz). Wir treffen die ersten andern Wanderer und dann auch einen Parkranger. Die junge Dame will genau wissen was wir vohaben, und ist beeindruckt wie rasch wir den Weg bis hierher geschaft haben. Als wir Pleasent Camp erreichen ist es 13:30, und bis Sheepcamp bleiben noch weitere 2,5 Meilen. Wolfgang klagt jetzt über Schmerzen in den Oberschenkeln mir geht´s derweilen noch recht gut, bis auf ein bisschen Ziehen in den alten Flachsen. Unseren Wasservorat haben wir zwischendurch bei einem Wasserfall aufgefüllt. Nachdem der Plan sagt, dass es relativ flach weitergeht bis zum "Sheepcamp" und wir unser Ziel noch erreichen wollen, gehen wir weiter in der Hoffnung beim Abstieg schneller voranzukommen um so bis. ca. 20:30 wieder in Skagway zu sein. Es ist tatsächlich flacher und auch angenehmer zu gehen. Es geht über Felsplatten die ziemlich abgeschliffen aussehen. Die Erdschicht rundherum ist nicht viel mehr als 20 cm hoch. Man sieht alte Drahtseile die zum Hochziehen der Lasten verwendet wurden.

Schließlich erreichen wir nach einem letzten Steilstück und einer Hängebrücke - die ziemlich schwankt - "Sheep Camp". Es ist 14:30. Wolfgang offenbart mir, dass er sich nicht vorstellen kann den Weg zurück bis zum Auto zu bewältigen. Da wir nichts zum Übernachten mithaben, motiviere ich ihn mit einer Flasche Bier, die ich im Rucksack mitgebracht habe. Das Wasser aus den Bächen schmeckt zwar recht gut, aber es ist irgendwie nicht isiotonisch. Im Camp sind ca. 15 Leute, die alle in 2-3 Etappen bis hierher gewandert sind.

Kurze Rast im Sheep Camp
Nach dem Bier und einigen Motivationsansprachen meinerseits brechen wir um 15:00 auf. Vom Pass war leider nichts zu sehen. Da hätten wir noch ein paar Stunden weitergehen müssen, erzählen uns die, die von der anderen Seiten hierher gekommen sind. Uns beiden hat das Bier gut getan und Wolfgang geht los wie eine Rakete - ich muß manchmal ein paar Laufschritte einlegen um dranzuleiben. Unser neuer Motivator sind die Küchen die in Skagway alle pünktlich um 22:00 schließen.Wir wollen also um 21:00 im "Red Onion" sitzen und einen Pitcher Bier und etwas zu essen vor uns haben. In nur 40 Minuten sind wir zurück in Pleasant Camp.
Wir halten uns jetzt nicht mehr mit fotografieren und filmen auf, damit wir rasch weiterkommen. Der Weg hinunter (und immer wieder bergauf) nach Canyon City, erweist sich als extrem kräfteraubend und wir brauchen sehr viel Zeit. Wolfgang wird bergauf sehr langsam und bei mir stellen sich im letzten sehr steilen Bergabteil dieses Abschnittes Schmerzen in den Knien ein, sodass ich recht langsam absteigen muss. Um 17:30 erreichen wir Canyon City und stellen fest, dass wir immer noch 8 Meilen vor uns haben. Wir fürchten um unser Abendessen und gehen rasch weiter.

Da es bis Finnegans Point dauernd bergauf und bergab geht, kommen wir noch langsmer voran als davor. Am Ende dieser Etappe schmerzen meine Knie so stark, dass ich beim Absteigen nur mehr ganz kleine Schritte machen kann. Bei Finnegans Point ist es  20:30 und wir haben das lange Flachstück (4,5 Meilen) noch vor uns. Wir verzehren die letzten Brotkrumen. Sehr viel Proviant haben wir nicht mitgenommen, da wir ja nur eine Tageswanderung machen. Am Flachstück kommen wir ganz gut weiter, weil wir da beide keine Schmerzen haben. Wir sind jedoch deutlich langsamer als am Morgen, da wir genau genommen total Marod sind. Einzig positv: Unser Schuhwerk ist super! Wir haben da keinerlei Probleme. Es beginnt jetzt öfters leicht zu regnen, was uns veranlasst den Regenschutz auszupacken um ihn nach ein paar hundert Metern wieder auszuziehen, weil es so eine hohe Luftfeuchtigkeit in diesen Regenwäldern hier hat.

Schließlich kommen wir zurück zum letzten Hügel, der uns vom Auto trennt. Es ist jetzt kurz vor 21:00. Ob der Tatsache, dass wir jetzt wohl kein Essen mehr kriegen werden, sind wieder einige Motivationssprüche nötig. Die Tunfischdosen im Auto bringen nichts (der schmeckt dem Wolfgang nicht wirklich), und so versuche ich es mit einem Pitcher Bier und einem warmen Bett in dem man schlafen kann. Es geht jetzt sehr langsam den steilen Anstieg hinauf. Der Hügel ist zwar nur 100 Meter hoch, aber es geht zwischendurch auch immer etwas bergab bis wir endlich oben sind. In dem engen Tal wird es jetzt dunkel und der Abstieg wird zur echten Qual. Kurz vor 22:00 kommen wir am Guestbook Ständer an, wo wir 3 Leute treffen. Von dort sind es nur noch 20 Meter runter bis zum  Parkplatz. Offensichtlich schauen wir so schlecht aus, dass die drei uns bis zum Auto begleiten. Meine Knie sind jetzt so steif das ich die Füße nur noch vorwärts schieben kann (muß schlimm aussehen).

Um 22:30 erreichen wir den Red Onion Saloon, wo eine Band gerade die letzte Nummer spielt. Der Barmann verneint unsere Frage nach Essen, also bestellen wir einen Pitcher. Ich frage dann nochmals die Kellnerin nach irgendetwas Essbaren. Sie hat nicht nur ein buchstäblich großes Herz, sondern auch eine kalte Pizza, die sie sich für sich selbst aufgehoben hatte. Wir erklären sie zu unserer Lebensretterin und geben ihr ein gutes Trinkgeld.

Heute wird kein Schnarchen und keine sonstige Geräuschkulisse (wie nächtliche Toilettenbesuche) den Schlaf stören ... Gute Nacht ......

Dienstag 31.7.2012
Wir stehen schon eine Stunde früher auf als geplant, was sich als gut heraus stellt, weil unsere Bewegungen etwas langsam sind. Jedenfalls geht sich noch ein selbstgemachter Kaffee aus, und wir kommen locker zum Bahnhof. Gut, dass wir uns heute herumkutschieren lassen und nicht selbst aktiv werden müssen. Wir werden mit einem Kleinbus, gemeinsam mit einigen Kreuzfahrern deren 3 XXL Schiffe in der Nacht angekommen sind, nach Carcross gebracht. Die Schiffe sind wesentlich höher als alles andere was es hier gibt. Mir scheint, dass man von der Brücke der Kreuzfahrkontainer bis ins Schlafzimmer des Hauses in der letzten Reihe von Skagway sehen könnte. Die Straßen wirken schon jetzt wie zu Goldrauschzeiten, obwohl die meisten noch in ihren Kajüten schmurgeln.

Na egal, unser Fahrer "Bruce" ist ein wirklich lustiger Kerl. Von ihm könnte der Spruch sein: "Fische sind Freunde". Obendrein erzählt er uns, dass sich die Einwohnerzahl von Skagway bei Ankunft von 3 Schiffen von ca. 890 schlagartig auf ca. 10890 erhöht. Wir klappen unser Beine zusammen und nehmen im Bus Platz. Solange wir sitzen ist alles gut. Auf dem Weg nach Carcross erzählt uns Bruce, dass er früher ein Hai war .... nein bei der Army war, aber auch eine Menge an Wissenswertem über die Dinge entlang der Strecke. In Carcross wartet schon der Zug auf uns. Wir haben noch kurz Zeit zum Shoppen und Fotos machen.

Start in Carcross

Dann geht sie los, die Fahrt mit der White Pass Eisenbahn.

Bis nach Bennet kommen wir am letzten Teil des Chilkoottrails entlang. Das Zugpersonal (lauter absolute Originale die einem Lucky Luke Comic entsprungen sein könnten) informiert laufend über Sehenswertes und erzählen Geschichten aus der Zeit des Goldrush und des Bahnbaues.



Am erstaunlichsten ist, dass der Ort Bennet am Bennetlake von absolut nichts im Jänner 1897 bis zum 1. Mai 1897 zu einer Stadt mit fast 30.000 Einwohnern geworden war.

Aber bereits 2 Wochen später, nachdem über 7000 selbstgebaute Boote am gleichen Tag mit der Eisschmelze aufgebrochen waren, ist sie auf ca. 3000 geschmolzen. Es gab auch 3 Sternwheeler, die zerlegt über den Pass getragen wurden und in der Werft in Benett wieder zusammengesetzt wurden. Mit Ihnen konnte man im Jahr 1898 bis Whitehorse fahren. Im Sommer erreichte die Bahn Bennet von Skagway aus, und die Sternwheeler waren im Vollbetrieb. Als die Bahn im Jahr darauf bis Whitehorse fuhr war alles vorbei, und es blieb nur eine Kirche und der Bahnhof zurück. Selbst die Häuser wurden mitgenommen. Heute lebt dort eine Indianische Familie.

Raddampfer in Bennet
Nach einem Mittagessen mit Stew und Apfelkuchen - das Stew kam unserer Vorstellung von Bohnen mit Speck schon recht nahe - geht´s weiter nach Skagway.

Wenn man sich die Steckenführung ansieht, ist es mehr als erstaunlich, dass diese Bahn in nur 9 Monaten gebaut wurde. Dabei hätten ein paar zaghafte Vorstudien das fast verhindert, bis ein eigentlich Außenstehender mit den Worten "Give me enough Powder an I biuld you a Track to Hell" das Ruder herum gerissen hat.

White Pass Railroad
 Die Strecke führt von Bennet aus durch das zerklüftete Gletscher Plateau und dann entlang eines sehr engen Canyons hinunter bis nach Skaway. Dabei geht es durch mehrere Tunnels, an Abgründen entlang und über abenteuerliche Brücken ziemlich flott bergab. Es ergeben sich immer wieder tolle Ausblicke und am Nachmittag sind wir zurück in Skagway.

Wir kümmern uns noch um unsere Doku und bekommen von einem bulgarischen Kellner ein ziemlich geschmackloses TexMex-Essen in einem kleinen familär wirkenden Lokal serviert.
Dann wackeln wir langsam nach Hause und hoffen, dass es unseren Knochen morgen schon besser geht. Unseren Fisch haben wir übrigens noch immer nicht vercheckt ... gute Nacht!

Mittwoch 1.8.2012
Wir lassen den Morgen etwas gemütlicher angehen und checken so gegen 11:00 aus dem Hotel aus, um uns in den Red Onion Saloon zu einem Frühstück zu begeben. Der ist gleich ums Eck. Wir wollen nicht weit gehen, Wolfgangs Muskelkater hat sich jetzt voll entwickelt. Da heute 4 Kreuzer vor Anker liegen, ist in der Stadt der Teufel los. Wir haben Glück und bekommen rasch einen Tisch.




Alle Kellnerinnen sind heute im "Westernoutfit" da und präsentieren stolz was sie haben. Ein paar Ladies mit Hüten und aufwendigen Kleidern (ebenso offenherzig) machen Führungen durch den historischen oberen Teil des Red Onion Brothels. Einige davon sind extrem hübsch in diesem Outfit.

Dann bummeln wir noch durch die Stadt und besorgen ein paar Mitbringsel (nicht vom Pelzhändler und sonst wird auch nichts verraten). Nachdem wir auf der Fähre eingecheckt haben, fahren wir noch zum Bahndepot und zum Gold Rush Cementry, wo "Soapy Smith" und sein heldenhafter Duellgegner begraben sind.

Wir machen noch ein paar Fotos und begeben uns dann endgültig auf die Fähre.





1 Kommentar:

  1. Hallo hicking Brothers!
    Das ist ja eine SUPA tour die ihr da hingelegt habt! Gratulations :-)))
    Das bestätigt meine Theorie, das Bier eines der besten Isotinischen Elektrolyt Geträk ist ;-)
    und sogar als Motivator benutzt werden kann.
    Ich kann mir Wolfgang gar nicht vorstellen, das ihm einmal die Haxn weh tan........
    Na ja weit Mann s Heil und Alles guate weiterhin

    Gruß aus Vienna

    Alex P.

    P.S. Vielen DANK für den täglichen "LIK"

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